Zum 8-Spur-Ausbau auch noch ein neuer Anschluss an die Autobahn?
Von den Medien bisher unbeachtet, propagiert die Regionalkonferenz Bern-Mittelland (RKBM) einen neuen Anschluss an die Autobahn N1 zwischen Zollikofen und Ittigen. Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) hat die Projektierung dieses sogenannten Halbanschlusses Grauholz schon mehrfach abgebrochen: wegen negativer Auswirkungen auf den Verkehrsfluss auf der N1. Doch nun will die RKBM im Rahmen der Aktualisierung des regionalen Basisstrassennetzes das umstrittene Vorhaben wieder aufs Tapet bringen. Damit könnten «insbesondere Zollikofen und Ittigen nachhaltig vom übergeordneten Durchgangsverkehr» entlastet werden, behauptet die RKBM-Begleitgruppe. Doch so einfach und klar ist es nicht.
Aus einer unveröffentlichten detaillierten Machbarkeitsstudie des ASTRA geht hervor, dass es in Zollikofen «sowohl Verkehrszunahmen als auch Verkehrsabnahmen» gäbe. Stärker belastet würden insbesondere Länggasse, Eichenweg und Kreuzstrasse, was Ausbauten erfordern würde. Auf Teilen der Bernstrasse (nördlich Kreuzkreisel) und von angrenzenden Strassen gäbe es in Spitzenstunden keine Verkehrsreduktion, sondern teils sogar Verkehrszunahmen. Um den Autoverkehr auf den Halbanschluss zu lenken, bräuchte es flankierende Massnahmen auf Strassen in der Umgebung. Doch weil dort immer noch sehr viel Verkehr verbliebe, wären solche Massnahmen kaum möglich.
Der Halbanschluss vermag zwar diverse Strassen in Ittigen zu entlasten, führt aber gemäss ASTRA-Studie zu Verschlechterungen in Wohnquartieren und auf nicht als Autobahn-Zufahrt geeigneten Strassen. Und die RKBM rechnet selber mit Mehrverkehr auf der Krauchtalstrasse. Es ist deshalb auch zu befürchten, dass in Bolligen der Verkehr aus Richtung Krauchtal über Habstetten/Schlupf zunehmen wird: der neue Anschluss wäre attraktiv, um die Bahnschranke in Bolligen und Grossbaustelle/Stauraum im Wankdorf zu vermeiden. Selbst die Achse Lutertal (Schule), Asyl- und Zulligerstrasse würde vermehrt belastet. In den vermeintlich verkehrsberuhigten Tempo-20/30/40-Zonen gäbe es neuen Durchgangsverkehr.
Die ASTRA-Studie zeigt: Der Halbanschluss Grauholz ist keine Lösung, sondern schafft neue Probleme. Und vor allem: Er setzt den 8-Spur-Ausbau der Grauholz-Autobahn voraus. Bis zum 31. Januar besteht für Gemeinden, Parteien, Vereine und Privatpersonen noch Gelegenheit, dagegen Stellung zu nehmen. Wer (wie der Gemeinderat Bolligen mit seiner Einsprache) gegen den Autobahn-Ausbau ist, sollte jetzt auch gegen den Halbanschluss Grauholz antreten.
Bruno Vanoni, Grossrat, Zollikofen, Vorstandsmitglied Verein Spurwechsel
Adrian Ihly, Bolligen, Co-Präsident Grüne Bantiger
PS: Wir sind gerne behilflich bei der Stellungnahme via RKBM-online-Umfrage: https://findmind.ch/c/yzBc-bCae.
Weitere Informationen
- Einschätzung VSC Mitwirkung Basisstrassennetz
- Mitwirkung: Auszüg/Kommentare Bruno Vanoni
- Informationen der RKBM, inkl. Studie